Auf Marlenes Stirn erscheinen steile Sorgenfalten, als sie ihr Auto vor dem Haus parkt, in dem wir beide gleich einen Massagetermin haben. Ich weiß in etwa, worum es geht, sie hat keine blasse Ahnung. „Tantra-Ganzkörpermassage“ weiß sie, nicht aber, dass „ganz“ in diesem Fall heißen kann, auch Lust zu empfinden. Marlenes Lust findet nur hinter der verschlossenen Tür ihrer Stirn statt. Manchmal lässt sie mich eintreten. Manchmal tritt sie aus sich heraus und dringt in mich ein. Nach außen hin ist sie jedoch eine Heilige.

„Ich komm nicht mit. Ich geh in den Zoo und hol Dich nachher ab!“ stößt sie hervor, ich sehe, dass sie Angst hat. Ich nehme ihre Hand und küsse sie zärtlich auf die Wange. Und bleibe einfach im Auto sitzen. Ich warte. Sie atmet ein paar Mal tief ein, dann steigt sie doch aus und ich ebenso. Unsicher trippelt sie hinter mir her. Für mich ist es nicht das erste Mal, ich kenne Dea, die Masseuse, bereits.

Diese, eine stilvolle, elegante Dame etwa in Marlenes Alter, öffnet uns lächelnd die Tür und umarmt erst mich, dann – sehr vorsichtig – meine ängstliche Liebste. Wir werden in einen gemütlichen, orientalisch angehauchten Raum geführt und nehmen an einem kleinen Tisch Platz. Im Hintergrund läuft dezent irgendeine meditative Musik, auf dem Boden befindet sich ein großes, weiches Lager. Samt und viele Kissen, ein Fächer mit Pfauenfedern, ein Fuchsfell, eine Perlenkette, eine Warmhalteplatte mit Kerzen, auf der eine kleine Wasserschüssel steht, diverse Fläschchen mit geheimnisvollem Inhalt.

Marlene sitzt auf dem Sprung auf der Stuhlkante. Dea fragt mich, was ich möchte. Ich bin relativ deutlich, sie darf mich überall berühren, mein Fokus liegt auf Erotik. Sie fragt Marlene, ob das auch für sie in Ordnung sei und was sie möchte.

Meine Liebste fürchtet sich zu Tode und beschließt spontan, sie möchte nur zuschauen. Sie krallt sich förmlich in ihrem Sessel fest. Dea verlässt kurz den Raum und ich tausche meine Kleidung gegen einen Kimono, darunter trage ich nichts. Marlene fragt mich, ob sie lieber draußen warten solle. Im selben Augenblick betritt die Masseuse wieder den Raum, nur noch mit einem Tuch bekleidet. Blitzschnell taxiert Marlene die andere Frau. Sie weiß noch nicht, dass sie gleich noch mehr zu sehen bekommen wird.

Ich begebe mich ganz in Deas Hände und schließe die Augen. Mein Kimono fällt. Ihr Tuch ebenso. Ich kann Marlenes scharfen Atemzug hören. Dann wird sie still. Ich versuche zu vergessen, dass sie da ist und lasse mich auf das Lager führen. Dea nimmt sich endlos Zeit, massiert meine Hände, meinen Nacken, meinen Rücken, meine Füße. Ich schließe meine Augen und schlafe beinahe ein dabei. Erst als sie beginnt, meinen Hintern zu massieren und dabei gefährlich nahe an meine empfindlichste Stelle kommt, werde ich wieder wacher.

Ihre Berührungen erregen mich, sie schleicht ewig um mich herum, berührt mich aber nicht dort, wo ich jetzt am liebsten berührt werden möchte. Ich werde feucht. Ich will ihre geschickten Hände, ich will es jetzt…

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