Femme und Butch
Ich bin einer Facebook-Gruppe beigetreten. „Femme und Butch“ nennt die sich. Dachte mir, da lassen meine Geschichten sich sicher gut vermarkten. Die Mädels (Mädels?) sind freundlich. Ich werde direkt nach meiner Aufnahme in der Gruppe mit einem separaten, öffentlichen Posting begrüßt, das mich auffordert, mich und mein Gender vorzustellen.
Mein Gender? Was zum Henker is’n das? Ja, mir schon klar, ich soll mich hier als Butch oder Femme definieren. Ich denke kurz drüber nach und versuche dann, etwas ausführlicher zu erklären, was ich bin. Hm. Butch oder Femme? Beides. Im Wechsel. Ich frage nach einer Definition des Begriffes und hänge ein Smiley dahinter, damit die Mädels (Mädels?) verstehen, dass es humorvoll gemeint ist. Die Administratorin fragt nochmal nach, reichlich genervt, und unterstellt mir, ich kenne mich in der Thematik nicht aus. Aha. Weil ich mich nicht definieren lassen, kenne ich mich nicht aus? Ich versuche es mit Prozentangaben für verschiedene Lebensbereiche.
Als Antwort kommt ein patziger Kommentar der Administratorin, sie könne mir nicht folgen. Ob ich mich als Butch definiere oder als Femme kleide. Hm. Ich lese den Satz zweimal, jetzt kann ich ihr nicht folgen. Müsste es nicht heißen: „Kleidest Du Dich als Butch und definierst Dich als Femme?“ Und statt oder? Oder?
Ich versuche es mit visuellen Eindrücken und poste ein Bild meiner Angebeteten im kurzen Paillettenkleid und mir daneben im Frack, wie ich an der Bar lehne und sie lüstern anstarre. Und eines von ihr im Frack, wie sie mir machomäßig das Knie zwischen die nylonbestrumpften Beine schiebt.
Daraufhin werde ich gefragt, ob alles nur ein Schauspiel sei. „Sack und Asche!“ – Wie der Schwabe fluchen würde – „Es kann doch nicht sein, dass ich mich zwangsläufig in eine Schublade pressen lassen muss und mein Gender nicht einfach wechseln darf, wie es mir beliebt?!“ frage ich in die Runde. Daraufhin stellt eine andere Userin die Frage in den Raum, ob ich schizophren sei. Ich kann mir die Antwort nicht verkneifen: „Also gut, nennen wir es an dieser Stelle doch einfach mal schizophren. Womit wir eine hübsche neue Schublade gefunden hätten.“
Bleibt noch zu erwähnen, dass ich umgehend aus der Gruppe geflogen bin. Es lebe die Toleranz…