De psychopathia sexualis
Warum „Psychopathia sexualis“ als Titel dieser Website?
Psychopathia sexualis lautet der Titel eines erstmals im Jahre 1886 erschienen „Fachbuches“ des Psychiaters und Gerichtsmediziners Richard von Krafft-Ebing.
Krafft-Ebing beschreibt sexuelle Abweichungen und Perversionen anhand von Fallbeispielen und kategorisierte sie in neue Begriffe wie z.B. Masochismus und Sadismus.
Besondere Bedeutung hatte Krafft-Ebing für die wissenschaftliche Betrachtung der Homosexualität. Im 19. Jahrhundert galt die Homosexualität weiten Kreisen der Öffentlichkeit und vor allem der Kirchen als Ausdruck einer unmoralischen Geisteshaltung und Lebensweise, als Folge von Verführung, sexueller Übersättigung oder degenerierter Erbanlagen. Sie wurde in einigen Ländern, vor allem in England und in Preußen, als Verbrechen gegen die Sittlichkeit mit harten Gefängnisstrafen geahndet. (Opfer dieser Gesetzgebung wurde u. a. Oscar Wilde.)
Krafft-Ebing gelangte als Gerichts- und „Irrenarzt“ zu großer Bekanntheit. Seine durch Kriminalfälle und in der Psychiatrie gewonnenen Forschungen stellten Homosexuelle als erblich belastete Perverse dar, die für ihre angeborene „Missbildung“, die „Umkehrung“ des Sexualtriebes nicht verantwortlich seien, also auch nicht in die Hände des Strafrichters, dafür aber in die der Neurologen und Psychiater gehörten. Diesen erschloss er damit ein neues „Patientengut“ für die Zwangsbehandlung und für Forschungsexperimente. Damit wurde Homosexualität pathologisiert und homosexuelle Menschen für unzurechungsfähig erklärt. (Quelle: Wikipedia)
Bis 1992 galt Homosexualität laut Weltgesundheitsorganisation WHO als eigenständige Krankheit (ICD 302.0).
Bis 1994 stand Homosexualität in Deutschland unter Strafe (§175 StGB).
Bis heute dürfen Homosexuelle und andere sexuelle Minderheiten laut Grundgesetz aufgrund ihrer sexuellen Neigung benachteiligt werden (Art. 3 Abs. 3).
Psychopathia sexualis – Ich habe diesen Titel für meine Website einerseits aus einer gewissen schwarzhumorigen Ironie heraus gewählt; andererseits, um darauf aufmerksam zu machen, dass Homosexualität wie auch weitere „ungewöhnliche“ sexuelle Vorlieben heutzutage immer noch von großen Teilen der Gesellschaft pathologisiert werden. Ich möchte mit meinen Geschichten/Texten die Grenzen der gesellschaftlich akzeptierten Varietäten der Sexualität und der gängigen Gender-Klischées aufbrechen. Warum sollte man sich durch Moralvorstellungen Anderer in seiner Sexualität beschränken lassen? Mein persönliches Credo lautet:
„Alles, was zwischen zwei oder mehreren Menschen mit Zustimmung und zum Lustgewinn aller Beteiligten geschieht, ist moralisch vertretbar.“
Medea van Ginneken, lesbische Fotografin und Autorin, Jahrgang 1981, lebt und arbeitet in Berlin.