Die Tür zu ihrer Wohnung schwingt leise auf, hier ist es noch dunkler als im Treppenhaus. Ein leichter Duft nach Lavendel umfängt mich, meine nackten Füße versinken in ihrem weißen Berberteppich. Sie weiß, dass ich komme, aber ich bin viel später dran als ausgemacht. Vermutlich schläft sie schon.

Lautlos taste ich mich zum Schlafzimmer vor, die Wohnung ist unverändert, alles steht noch dort, wo es vor vier Monaten stand, als ich zum letzten Mal hier war.

Ihre Schlafzimmertür ist nur angelehnt. Ich trete ein und bleibe stehen, damit meine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnen können. Sie liegt auf dem Rücken, reglos, in ein weißes Nachthemd gehüllt, die Decke auf den Hüften, beide Hände auf dem Kissen neben ihrem Kopf. Ihr Gesicht kann ich nicht erkennen. Ein schmaler Streifen Mondlicht fällt durchs Fenster, erhellt aber nur ihren Oberkörper; ihre Brüste sehen weich aus und ich möchte sie anfassen und mich auf sie legen, in ihr versinken.

Langsam gewinnen die Schatten um mich herum an Kontur. Nach einer Weile fällt mir das dunkle Glitzern ihrer Augen auf, sie ist wach, sagt aber kein Wort. Sie weiß, warum ich hier bin. Ihr dunkler Blick reißt alte Wunden auf, reißt mir die Normalität von der Haut. Mein ganzer Körper ist angespannt, sie betrachtet mich von oben bis unten, liegt immer noch reglos und redet nicht.

Ich setze alles auf eine Karte, lasse meine Jeans von den Hüften gleiten und ziehe mein Shirt über den Kopf. Ich lasse sie mich betrachten, die Sekunden ziehen sich endlos. Als ihr Blick über meine Brüste streift, fühlt es sich an, als wären es ihre Hände, die mich berühren. Meine Brustwarzen werden hart.

Endlich bewegt sie sich. Langsam rutscht sie zur Seite, um mir Platz zu machen, und hebt die Bettdecke an. Ich gleite in ihr Bett. Sie ist warm und weich und duftet nach Lavendel, ihre Arme schlingen sich um meinen Körper wie Blumenranken; ohne Zögern, als wären wir noch immer ein Paar. Ich beschließe, sie nicht zu küssen. Sekunden später drücken sich ihre weichen Lippen auf meine und ich höre auf zu denken. Ihr Mund schmeckt nach Zimt und Piment, ihr Atem streift meine Wange und in mir bricht sich monatelang aufgestaute Sehnsucht Bahn. Ich erwidere ihren Kuss und ihre Umarmung, ich ziehe sie an mich und erdrücke sie beinahe dabei, ihr Körper schiebt sich unter meinen, sie fühlt sich an wie eine warme Daunendecke. Ihre Brüste sind voller, als ich sie in Erinnerung hatte, ihr Bauch weicher, ihre Schenkel praller. Sie schlingt ein Bein um meinen Hintern, ihre kühle Wade drückt sich an mein warmes Fleisch und mir wird klar, dass sie mehr von mir spüren möchte…

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